Mental Health
Selbstwert und Achtsamkeit heißt Balance zwischen eigenen Bedürfnissen und respektvollem Handeln.
In einer zunehmend hektischen und anspruchsvollen Welt wird es für viele Menschen immer wichtiger, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und wertzuschätzen. Gleichzeitig ist es dabei entscheidend, verantwortungsbewusst und respektvoll gegenüber anderen zu handeln. In diesem Kontext der Selbstwertschätzung und Achtsamkeit spielt der Begriff „gesunder Egoismus“ eine zentrale Rolle. Welche Strategien gibt es, eigene Bedürfnisse zu erkennen, wertzuschätzen und zu vertreten, ohne dabei gleichzeitig die Bedürfnisse anderer im persönlichen Umfeld zu vernachlässigen?
„Das Entwickeln eines starken Selbstbewusstseins bildet die Grundlage für das Erkennen und Vertreten eigener Bedürfnisse. Aus Studien und unserer Erfahrung wissen wir, dass regelmäßige Selbstreflexion das Selbstbewusstsein und die Selbstakzeptanz stärkt“, sagen Melanie Robertson und Thomas Blasbichler, das PsychologInnen-Team im Park Igls, unisono. Verschiedene Methoden, wie beispielsweise das Führen eines Tagebuchs oder strukturierte Selbstreflexionsübungen, können dabei helfen, die eigenen Gedanken und Gefühle systematisch zu analysieren und zu verstehen. Ein einfach umzusetzendes Beispiel ist die Methode der „Selbstbeobachtung“, bei der man sich täglich ein paar Minuten Zeit nimmt, um über eigene Erlebnisse und Emotionen zu reflektieren und diese auch schriftlich zu dokumentieren.
Achtsamkeit
Achtsamkeit – die bewusste Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments ohne Bewertung – ist im Prozess der Bedürfnisermittlung fundamental. Regelmäßige Achtsamkeitsübungen, wie Meditation oder Atemtechniken, können nicht nur Stress reduzieren, sondern auch das Bewusstsein für eigene Bedürfnisse schärfen. „Genau darauf zielen auch die unterschiedlichen Meditationstechniken, die wir im Park Igls im Rahmen unseres Aktivprogramms anbieten, ab. In der Regel beobachten wir positive Effekte auf das emotionale Wohlbefinden sowie die Schärfung der eigenen Körperwahrnehmung“, so Melanie Robertson.
Wesentlich ist auch, so die ExpertInnen, eigene Bedürfnisse wertschätzend und respektvoll mitzuteilen beziehungsweise anzusprechen, ohne beim Gegenüber Verletzung oder Kränkung auszulösen. Thomas Blasbichler: „Aber genau das fällt vielen Menschen eben nicht leicht. Um den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen Ausdruck zu verleihen, sind erklärende Ich-Botschaften effektiv und ein probates Mittel, sie fördern Verständnis und Kooperation“. Eine solche Formulierung kann lauten: „Ich fühle mich überfordert, weil ich mehr Zeit für mich selbst brauche“ oder „Ich möchte das jetzt nicht, weil mir nicht danach ist“.
Empathie & Kommunikation
Ein Schlüssel für respektvolle Interaktionen liegt in Empathie und aktivem Zuhören. Die Fähigkeit, sich in die Perspektive anderer hineinzuversetzen und ihre Gefühle nachzuvollziehen, fördert das harmonische Miteinander und gegenseitiges Verständnis.
Verantwortungsbewusstes Handeln heißt, für die eigenen Entscheidungen und ihre Konsequenzen einzustehen. Das erfordert Verbindlichkeit und Integrität. Personen, die eine hohe Verantwortungsbereitschaft und Integrität aufweisen, werden tendenziell als zuverlässiger und vertrauenswürdiger wahrgenommen.
Praktizierte Selbstfürsorge ist nicht nur für das individuelle Wohlbefinden entscheidend, sondern auch für die Aufrechterhaltung zwischenmenschlicher Beziehungen. Das regelmäßige Einplanen einer „Ich-Zeit“, in der man Aktivitäten nachgeht, die einem selbst guttun und erholsam sind, kann dazu beitragen, zu höherem Wohlbefinden und geringerer Stress oder Belastungsanfälligkeit zu gelangen. „Ein gesunder Lebensstil ist dafür das Fundament“, so die ExpertInnen.
Gesunder & negativer Egoismus
Der Begriff „gesunder Egoismus“ bezieht sich auf die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse und Interessen zu priorisieren, ohne dabei egozentrisch oder rücksichtslos zu handeln. Gesunder Egoismus ist eine Haltung, eine Form der Selbstfürsorge, die es ermöglicht, sich selbst zu schützen und zu stärken, um langfristig auch für andere da sein zu können. „Diese Balance ist entscheidend, um ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Selbstachtung und dem Respekt vor den Bedürfnissen anderer zu finden“, erklärt Melanie Robertson. Und: „Das Setzen von klaren Grenzen im beruflichen und privaten Umfeld, um sich vor Überlastung, Stress oder Burnout zu schützen, ist ein Beispiel für gesunden Egoismus.“
Gesunder Egoismus muss von negativem Egoismus abgegrenzt werden. Negativer Egoismus zeichnet sich beispielsweise dadurch aus, dass die eigenen Bedürfnisse und Interessen rücksichtslos und auf Kosten anderer durchgesetzt werden. Das kann ein ständiges Dominieren von Gesprächen sein, ohne anderen Raum zu geben und andere ihre Meinungen und Gefühle äußern zu lassen. „Das führt häufig zu Konflikten und zerstörerischen Beziehungen, weil Bedürfnisse und Gefühle anderer missachtet werden“, so Melanie Robertson. Und: „Im Gegensatz dazu respektiert gesunder Egoismus sowohl die eigenen Bedürfnisse als auch die Grenzen und Bedürfnisse der anderen. Dazu gehört auch das Nein-sagen-dürfen, wenn es sich stimmig und kongruent anfühlt, um die eigenen Bedürfnisse zu schützen.“
Familienstruktur & erlernte Muster
„Wieso wir heute so ticken, wie wir ticken, hat sehr viel mit erlernten oder (vor)gelebten Mustern in unseren Familien zu tun. Das prägt uns“, sagt Thomas Blasbichler. Daher haben viele Menschen von klein auf gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse hintanzustellen, um etwa den Erwartungen und Anforderungen innerhalb der Familie gerecht zu werden. Sich selbst zu erlauben, auch einmal „Nein“ zu sagen, fällt diesen Menschen beispielsweise also ungemein schwer. Melanie Robertson: „Dabei wäre es so wichtig, wenn man bemerkt, dass die eigenen Ressourcen erschöpft sind. Diese Muster zu erkennen und bewusst zu durchbrechen, erfordert Mut, Selbstreflexion und häufig auch externe Impulse.“
Positive Effekte
Die Balance zwischen der Wertschätzung eigener Bedürfnisse und dem respektvollen Umgang mit anderen ist komplex, aber sie ist erlernbar. Durch Methoden der Selbstreflexion, Achtsamkeit, Kommunikation, Empathie, Verantwortungsbewusstsein und Selbstfürsorge lässt sich ein erfülltes und harmonisches Leben führen.
„Das ist ein kontinuierlicher Prozess, der ständige Aufmerksamkeit und Anpassung erfordert, dessen muss man sich bewusst sein. Gelingt dieser Prozess, sind positive Effekte für das individuelle Wohlbefinden und zwischenmenschliche Beziehungen allerdings immens groß“, sind Melanie Robertson und Thomas Blasbichler überzeugt.
Burnout-Prävention
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